Wenn du dich selbst gut kennst, dann fällt es dir leichter, gute Entscheidungen für dich zu treffen. Es geht nicht nur darum zu wissen, was du magst oder welche deine Stärken und Schwächen sind. Vielmehr lohnt es sich, weil du deine Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen besser nachvollziehen kannst. Mit der Basis kannst du dann an den Dingen an dir arbeiten, die dir wirklich weiterhelfen.
Warum sollte ich mich selbst besser kennenlernen wollen?
Das ist grundsätzlich eine gute Frage. Will ich wirklich meine Schwachpunkte kennen oder wissen, warum diese eine Situation mich immer so stresst? Über sich selbst nachzudenken ist anstrengend und kann manchmal auch ziemlich unangenehm sein. Eine Möglichkeit damit umzugehen ist es, diesen Themen aus dem Weg zu gehen und mit den eigenen vermeintlichen Schwachpunkten und dem inneren Stress in bestimmten Situationen zu leben. Aber bringt uns das weiter?
Um Dinge in unserem Leben erfolgreich zu ändern, hilft es, Ihnen auf den Grund zu gehen. Wenn ich meine Schwäche kenne, kann ich bewusst an ihr arbeiten. Verstehe ich, warum ich mich in bestimmten Situationen so verhalte, kann ich systematisch eine andere Handlungsweise entwickeln. Wenn ich mich im Positiven wie im Negativen mit mir auseinandersetze, lerne ich mich besser kennen und entwickele eine Basis dafür, insgesamt bewusster und in meinem Sinne zu handeln.
Sich selbst gut zu kennen, birgt die Chance, bessere Entscheidungen für sich treffen zu können und genau die Lebensrichtung einzuschlagen, die zu einem passt.
Wie gut kennen ich mich? Die vier Bereiche unserer Identität
Die beiden Wissenschaftler Harry Ingham und Joseph Luft gehen davon aus, dass das Wissen über uns selbst sich aus vier Bereichen zusammensetzt. Diese zu kennen hilft uns, uns systematisch besser kennenzulernen:
- Öffentlicher Bereich: Alles das, womit ich offen umgehe, und die anderen Personen darüber Bescheid wissen. Hier kann ich nichts Neues über mich erfahren.
- Geheimer Bereich: Das sind die Aspekte, die ich von mir kenne, aber niemand anderes. Unsere Geheimnisse geben wir nur sehr wenigen Leuten preis und unsere Unsicherheiten möchten wir vielleicht in der Öffentlichkeit verbergen.
- Blinder Fleck: Im blinden Fleck wissen Andere etwas über uns, aber wir selbst haben keine Ahnung. Zum Beispiel können das Verhaltensweisen sein, die wir uns gar nicht an uns auffallen, bis uns jemand darauf aufmerksam macht. Sie laufen völlig automatisch ab, wir verhalten uns in bestimmten Situationen nach bestimmten Mustern und Werten, ohne, dass wir wissen, dass wir sie haben. Andere sehen diese Dinge mit ihrem Außenblick hingegen oft an uns.
- Unbekannter Bereich: Alles, was weder wir noch Andere von uns wissen. Wenn wir nie Sport gemacht haben, wissen wir nicht, ob wir vielleicht supertalentiert sind. Ein großer Teil unserer Persönlichkeit ist unbewusst und wird weder uns noch anderen erkennbar, wenn wir uns nicht mit uns selbst auseinandersetzen.
Je besser wir uns kennenlernen, desto kleiner wir unser Blinder Fleck und das über uns Unbekannte. Alles, was wir neu über uns entdecken, wandert in den öffentlichen oder geheimen Bereich rüber.
Die Frage ist nun, wie können wir dieses Wissen für uns nutzen?
Wege, sich selbst besser kennenzulernen
Das Ziel muss es also sein, den eigenen blinden Fleck zu verringern und das Unbekannter bekannt zu machen. Es gibt noch viele Möglichkeiten, dich selbst besser kennenzulernen: Du kannst Sachbücher zum Thema lesen, dir Zeit nehmen, über dich selbst nachzudenken, dich mit Anderen austauschen oder Persönlichkeitstests machen. Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Zwei zentrale Wege möchte ich dir aber genauer vorstellen:
1. Feedback einholen, wo immer es geht
Menschen, mit denen wir oft zu tun haben, sei es im beruflichen Umfeld oder privat, sehen oft Dinge an uns, die wir gar nicht wahrnehmen. Jedes Feedback von ihnen ist hilfreich zu schauen, ob wir nicht gerade eine neue, wissenswerte Information über uns erhalten. Die Information kann negativ wie auch positiv gefärbt sein. Vielleicht erfährst du über deine Freunde, worin sie dich besonders talentiert halten und du hast noch nie darüber gedacht. Oder sie sagen dir, dass du aus ihrer Sicht da- und daran arbeiten solltest. Ob du das tust, ist deine Sache, aber über Kommunikation und insbesondere Feedback erhältst du dauerhaft Rückmeldung darüber, wie deine Gesprächspartner dich sehen und wahrnehmen. Je öfter du Feedback aus unterschiedlichen Richtungen erhältst, desto größer ist die Chance, Neues über dich selbst zu erfahren.
2. Dinge ausprobieren, die du noch nie getan hast
Das Unbekannte schlummert tendenziell dort, wo du noch nie warst. Wie willst du wissen, wie ein Bungeesprung sich anfühlt, wenn du noch nie gesprungen bist? Wie kannst du Gärtnern als Hobby bewerten, wenn du es noch nie ausprobiert hast? Jede Erfahrung macht dich reicher und bringt die Möglichkeit das bislang Unbekannte zu etwas Bekanntem zu machen. Ein Zwischenschritt dazu ist die Dinge, die du tust, einfach mal anders zu machen. Wir sind oft im Autopiloten unterwegs und verlassen und eingetretenen Gedankenpfade nicht. Wenn du bewusst eine andere Strecke zur Arbeit fährst, holst du dich aus diesem Automatismus raus und erhältst bewusst andere Perspektiven und Gedankenanstöße. Das bringt dich vielleicht außerhalb deiner Komfortzone. Aber genau da hast du die Chance, eine andere, zusätzliche Perspektive auf dich selbst und dein Leben zu erhalten. Wenn du also die Möglichkeit hast, geh‘ raus und lebe deine persönlichen Abenteuer!
Fazit
Will ich mich selbst besser kennenlernen, ist das oft anstrengend, aber aus meiner Sicht genau das, was ich gerade geschrieben habe: ein Abenteuer. Sich selbst zu entdecken, sich selbst besser zu verstehen und morgen einen Schritt im Positiven weiter zu sein als heute, ist die spannendste Reise, die man sich vorstellen kann. Viel Spaß bei deinem eigenen Abenteuer!