Morgens beim Frühstück sind wir vielleicht Partner und Vater, im Job Arbeitnehmer und Kollege und nach der Arbeit Mitspieler und Kumpel beim Fußball. In unserem Alltag nehmen wir unterschiedlichste Rollen ein und mit manchen kommen wir besser klar als mit anderen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf unsere Rollen, warum es gut ist, wenn sie zu uns passen und was wir tun können, um sie vielleicht noch passender zu machen.
Was sind Rollen?
Der Rollenbegriff kommt aus der Sozialpsychologie, die ihn wiederum aus dem Theater entnommen hat. Eine soziale Rolle kann definiert werden als „die Summe der von einer Person erwarteten Verhaltensweisen, die auf das Verhalten anderer Personen abgestimmt ist“ (Prändl, 2011).
Konkret gesagt nehmen in unserer Rolle als Partnerin, Mutter, Berufstätige und Freundin immer wieder unterschiedliche Positionen in der Gesellschaft ein. Die Gesellschaft hat von jeder Position gewisse Vorstellungen und Anforderungen daran, wie sie ausgefüllt werden sollte: Welche Aufgaben gehören zu der Rolle? Wie sollten wir uns in ihr kleiden und verhalten? Als Elternteil sehen unsere Aufgaben, Kleidungsstile und Verhaltensweisen wahrscheinlich ganz anders aus, als wenn wir auf der Arbeit oder mit Freunden unterwegs sind. Und von einer Richterin werden zum Beispiel ganz andere Dinge erwartet, als von einem Rockmusiker.
Welche Rollen hast du in deinem Alltag? Bist du Vater, Mutter, Partner, Arbeitnehmer, Arbeitgeberin, Maurer, Teammitglied, Freund, Zuhörer, …? Die Liste kannst du wahrscheinlich unendlich lang und kleinteilig gestalten, aber wenn du deine wichtigsten Rollen kennst, hast du schon einen guten Anhaltspunkt dafür, welche Erwartungen zum Beispiel die Gesellschaft, die dich umgibt, an dich tagtäglich stellt.
Warum ist es gut, wenn meine Rollen zu meiner Identität passen?
Wenn du an deinen aktuellen Job denkst, dann gibt es wahrscheinlich einige Aufgaben, die du total gerne machst und andere würdest du am liebsten direkt abgeben. Wie gut du deinen Job insgesamt findest hängt davon ab, wie sehr er mit deiner Identität übereinstimmt, also, wie gut er zu deinen Wertvorstellungen, Fähigkeiten und Neigungen passt. In der Gesamtbewertung sieht das dann vielleicht so aus:
Da, wo sich die Anforderungen deines Jobs und deine Identität überschneiden, ist alles super. Du identifizierst dich mit den Aufgaben, bist motiviert und hast Spaß bei der Arbeit. Nerviger wird es, wenn Anforderungen an dich gestellt werden, die nicht zu dir passen. Vielleicht ist der Papierkram nur notwendiges Übel für dich oder du musst dich so zur Arbeit anziehen, wie du es privat freiwillig nie tun würdest und fühlst dich damit nicht so wohl.
Egal, welche deiner Rollen du dir anschaust, es wird wahrscheinlich an jeder auch störende Punkte geben. In einem gewissen Maße ist das auch ganz normal und gehört zu unserem Leben dazu. Schwierig wird es nur dann, wenn eine Rolle sich immer mehr von dir entfernt oder gar nicht mehr zu dir passt. Dann ist es nicht verwunderlich, wenn dir zum Beispiel dein Job nicht mehr gefällt oder du im Chor unglücklich bist, weil einfach nicht mehr die Freunde da sind, mit denen du eigentlich singen magst. Kannst du dich in einer Rolle, die nicht zu dir passt, wohl fühlen und authentisch sein? Das ist wahrscheinlich schwierig! Ich könnte mir zum Beispiel nicht vorstellen, einen guter Modedesigner zu sein, weil das weder mit meinen Fähigkeiten noch meinen Neigungen übereinstimmt.
Da wir uns entwickeln und auch Rollen sich mit der Zeit ändern, macht es Sinn, hin und wieder zu schauen, ob und inwieweit man sich mit seinen aktuellen Rollen wohlfühlt und was vielleicht geändert werden kann.
Wie kann ich meine Rollen positiver gestalten?
Je besser eine Rolle zu uns passt, desto wohler fühlen wir uns mit ihr. Wenn es Faktoren gibt, die uns stören oder uns sogar eine Rolle selbst nervt, dann lohnt es sich, nach den Ursachen und Möglichkeiten zu schauen, die eigene Situation zu verbessern. Dazu gibt’s unterschiedliche Möglichkeiten:
Störfaktoren loswerden
Du kannst deine Rolle zum Beispiel für dich passender gestalten, indem du Teile von ihr loswirst, die eben nicht zu dir passen. Vielleicht kann dein Partner zukünftig das Bügeln übernehmen und du machst dafür die Spülmaschine? Oder es gibt auf der Arbeit die Möglichkeit ungeliebte Aufgaben zu delegieren oder zu tauschen? Wenn du die Aufgabe nicht abgeben kannst, kannst du vielleicht dafür sorgen, dass du nicht so viel Zeit mit ihr verbringen musst?
Perspektive wechseln
Nervt es dich, dass du immer die Wäsche waschen und aufhängen musst? Vielleicht machst du den anderen damit aber eine riesige Freude und du tust was total Gutes für deine Familie? So haben viele störende Themen auch irgendwas Positives an sich. Wenn wir das Gute finden und uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, können wir den Teil der Rolle eher akzeptieren und vielleicht stört sie uns irgendwann gar nicht mehr.
Rollen ablegen – wenn es möglich ist
Wenn sich eine Rolle zu sehr von dir entfernt hat, macht es manchmal Sinn, sie abzulegen. Deine Mitgliedschaft im Verein oder deinen Job zum Beispiel. Wenn es dir da nicht mehr gefällt, dann kannst du relativ einfach gehen. An anderen Rollen hängt so viel mehr dran, dass es sich eher lohnen kann zu schauen, wie man diese Rollen besser gestalten kann, als dass man sie loswird. Gerade wenn du früh genug bemerkst, dass etwas nicht passt, kannst du eher dauerhaft Kleinigkeiten anpassen. Und dann ist dieser drastische Schritt vielleicht gar nicht notwendig.
Rollen in unserem Alltag
Wir nehmen jeden Tag zig unterschiedliche Rollen ein und wahrscheinlich wird keine jemals zu 100% zu uns passen. Aus meiner Sicht ist es trotzdem gut, hin und wieder zu schauen, wie wohl ich mich in meiner aktuellen Situation fühle. Dann kann ich Störfaktoren früh bemerken und angehen, bevor irgendwann der große Knall kommt, weil die Rolle mir auf einmal gar nichts mehr gibt. Wenn wir an dem Thema dranbleiben geben wir uns auf jeden Fall die Möglichkeit, unsere Rollen mehr und mehr und mehr in Einklang mit uns selbst zu bringen und damit am Ende des Tages auch glücklicher und zufriedener zu sein.
Was hältst du von dem Rollenthema? Hast du dir schon einmal bewusst Gedanken zu deinen Rollen gemacht und vielleicht noch weitere Ideen, wie wir sie uns noch besser gestalten können? Ich freue mich auf dein Feedback!