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Einfach mal machen: Warum Trial and Error dich wirklich weiterbringt

Denkst du immer erstmal lang und breit nach, bevor du dich bereit fühlst, mit etwas wirklich zu starten? Würdest du am liebsten einfach mal machen, ohne dir das Hirn vorher zu zermartern? Dann geht es dir wie vielen von uns! Dabei ist „einfach mal machen“ oft die Methode, mit der du schneller und einfacher die besseren Ergebnisse erzielst.

Theoretisches Denken versus Praktisches Tun

Stell dir vor, dir wird folgende Aufgabe gestellt:

Du hast 18 Minuten Zeit, um mit deinem Team einen höchstmöglichen Turm zu bauen. Dafür erhältst du 20 Spagetti-Sticks, einen Bindfaden, 90 cm Klebeband und ein Marshmallow, das die Spitze des Turms darstellen muss. Du trittst mit deinem Team gegen andere Gruppen an und dasjenige gewinnt, das am Ende den höchsten, stabil stehenden Turm gebaut hat.

Wie würdest du bei der Aufgabe vorgehen? Legst du dir zuallererst einen Plan im Kopf zurecht und überlegst, was die sinnvollste Lösung sein könnte? Oder startest du direkt mit dem Bauen und schaust, was dabei herauskommt? Und, was denkst du, ist der erfolgreichere Ansatz für dieses Problem?

Was die Marshmallow-Challenge über das Lernen durch Machen sagt

Die beschriebene Aufgabe heißt Marshmallow-Challenge und wurde vielen Teams mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen gestellt. In Forschungen wurde untersucht, welche Personengruppen besonders gut oder auch besonders schlecht bei der Aufgabe abschnitten und warum. Forschungsergebnisse zur Marshmallow-Challenge stellte Tom Jujec in einem Ted-Talk vor:

Spannend ist, dass besonders Kindergartenkinder überdurchschnittlich
hohe Türme bauen und damit oft besser sind als Teams, die mit
akademischem Hintergrund bestehen. Warum ist das so? Tom Jujec gibt die
Antwort: Kindergartenkinder bauen einfach drauflos und schauen, ob es
funktioniert. Wenn es nicht klappt, probieren sie halt etwas anderes. In
den 18 Minuten lernen sie mit jedem Zusammensturz einen schrittweise
immer besseren Turm-Prototypen zu entwickeln. Am Ende erzielen sie damit
weit bessere Ergebnisse als viele Teams, die das Problem erst mit dem
Kopf lösen und dann losbauen.

Besonders prägnant wird das bei studierten Betriebswirten. In Tom
Jujecs Beobachtungen planen sie einen Großteil der Zeit und bauen die
Idee dann erst in der Realität nach. Die Ergebnisse sind dann schlechter
als bei Kindergartenkindern. Der Turm stürzt am Ende oft zusammen und
es bleibt keine Zeit mehr für einen weiteren Versuch. Oder die Idee im
Kopf war einfach nicht so gut wie das, was die Kinder durch praktisches
Tun nach und nach gelernt haben.

Es gibt also Situationen, in denen einfach mal machen die bessere Variante ist.

Warum ist einfach mal machen so erfolgreich?

Einfach mal machen ist vor dem Hintergrund der Lerntheorie „Trial and Error“ zu verstehen, die von Edward Lee Thorndike begründet wurde. Sie besagt, dass wir durch das Machen Informationen darüber erhalten, ob etwas funktioniert oder eben nicht. Mit jedem neuen Versuch erhalten wir neue Informationen, passen unser Verhalten in der neuen Lernschleife an und werden immer besser in dem, was wir tun. So lernen Kinder zum Beispiel laufen: Sie fallen erstmal bei jedem Schritt. Mit jedem Versuch lernen sie aber immer besser das Gleichgewicht zu halten und mehr und mehr Schritt zu laufen. Wie hätte man das durch Nachdenken lösen können?

Vorteile von Einfach mal machen gegenüber Nachdenken

Einfach mal Machen hat gegenüber Lösen durch Nachdenken in bestimmten Situationen einige Vorteile:

  • Du kannst dein Handeln schneller optimieren. Wenn
    du etwas tust, erhältst du reelles Feedback und bleibst nicht in der
    grauen und vielleicht falschen Theorie. Erst beim Halten deiner
    Präsentation vor Publikum erfährst du, ob du wirklich gut ankommst und
    kannst es beim nächsten Mal besser machen.
  • Du sparst Zeit. Wenn du eher erfährst, dass etwas
    nicht funktioniert, kannst du deine Energie für andere Themen einsetzen.
    Es ist tendenziell erfolgsversprechender eine Produktidee früh einem
    Realitätscheck zu unterziehen als das Produkt zu entwickeln und am Ende
    zu erfahren, dass es nicht funktioniert.
  • Du erhältst Informationen, die du in der Theorie manchmal nicht kriegen kannst.
    Es gibt Situationen, deren Ausgang nicht klar ist, weil es einfach zu
    viele Unbekannte gibt. Da hilft langes Nachdenken nicht weiter und du
    findest die Lösung nur in der Praxis. Auch wenn du dabei nach dem
    Ausschlussprinzip vorgehen musst, ist es um einiges erfolgversprechender
    als nichts zu tun.
  • Deine Lernkurve ist steiler. Gerade, wenn es sich
    um praktische Aufgaben handelt und  du eher wenig Expertise auf dem
    Gebiet hast, kannst du mit jedem Versuch sehr viel lernen und deine
    Ergebnisse schnell verbessern. Die Kindergartenkinder bei der
    Marshmallow-Challenge sind ein gutes Beispiel für überdurchschnittliche
    Ergebnisse und schnelles Lernen, weil sie einfach ausprobieren.
  • Du nutzt Fehler positiv für dich: Fehler werden oft
    als was Schlechtes angesehen. Aber jeder deiner Fehler ist eine
    wertvolle Erfahrung. Denn sie ermöglichen dir, dich zu verbessern. Stell
    dir du tust etwas nicht, weil du Angst vor einem Fehltritt hast. Dann
    wirst du einer Lösung schwer näher kommen.
  • Du erarbeitest dir Chancen: Denn du wirst
    für Andere sichtbarer, sobald du ins Machen kommst. Man kann nur auf
    deine Ergebnisse, Ideen und dein Handeln reagieren, wenn sie sichtbar
    sind. Du eröffnet dir also nicht nur Möglichkeiten für Feedback, sondern
    weckst vielleicht auch Interesse bei anderen, inspirierst diese oder
    findest über dein Tun Gleichgesinnte oder neue Freunde. Aus dem Machen
    ergeben sich damit oft Chancen und Möglichkeiten, die man sich vorher
    gar nicht vorstellen konnte.

Wann ist die richtige Situation, um einfach mal zu machen?

Einfach mal machen bietet sich zuallererst immer dann an, wenn du
etwas Praktisches lernen willst. Skateboardfahren wirst du theoretisch
schwer erschließen können. Genauso ist es, wenn du eine komplexe Aufgabe
lösen musst und relativ wenig Wissen zum Fachgebiet hast. Das ist das,
was in der Marshmallow-Challenge passiert ist. Da hat probieren klar
planen geschlagen, weil beide Personengruppen tendenziell wenig Ahnung von Architektur haben. Und einfach mal machen bietet sich immer dann an, wenn du dir Chancen in deinem Leben erarbeiten willst, die du in der reinen Theorie oder ohne Sichtbarkeit nicht erhalten kannst. Und mit den Chancen können vielleicht schöne Dinge passieren, die außerhalb deiner Vorstellungskraft liegen, … lass es darauf ankommen 😉

Viel Spaß beim einfach mal Machen!

 

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